Der wiedergefundene Freund

Aus der Novelle des deutschen Schriftstellers Fred Uhlman

Theater , Prosa Theater
Spettacolo - "L'amico ritrovato" [ www.teatrodellequisquilie.it]

Monolog von und mit Massimo Lazzeri

Lichter - Stefano Mazzanti

Bühnenbild - Andrea Coppi

Handlung

Der 16-jährige Schüler Hans Schwarz ist Sohn eines erfolgreichen jüdischen Arztes und besucht das exklusive Karl-Alexander-Gymnasium in Stuttgart. Er träumt davon Dichter zu werden, gilt aber als „normaler“ Schüler mit durchschnittlichen Noten. Er passt nicht recht in die Klasse und hat keine richtigen Freunde. Hans und seine Familie sind zwar jüdisch, doch in erster Linie fühlen sie sich als Schwaben und Deutsche, der Vater hat sich sogar im Ersten Weltkrieg ein Eisernes Kreuz erster Klasse erkämpft.

Im Januar 1932, ein Jahr vor der Machtübernahme durch die Nazis, erscheint ein neuer Schüler in der Klasse – „Graf von Hohenfels, Konradin, geboren am 19. Januar 1916, Burg Hohenfels“ stellt er sich vor. Hans Schwarz erkennt, dass er mit niemand anderem als mit diesem faszinierenden Neuling befreundet sein möchte. Erfreut beobachtet er, wie von Hohenfels Avancen anderer Mitschüler zurückweist. Hans beginnt sich im Unterricht als Literaturkenner zu produzieren und beeindruckt Konradin mit einer schwierigen Übung am Reck. Mittels einer korinthischen Silberdrachme aus seiner Münzsammlung erweckt er Konradins Interesse, sie kommen ins Gespräch und werden Freunde.

Die beiden entwickeln eine tiefe Zuneigung zueinander, sie diskutieren über deutsche Literatur im Allgemeinen, Hans’ Lieblingsdichter Friedrich Hölderlin im Speziellen und weitere Themen. Auch unternehmen sie gemeinsam Ausflüge durch das Umland von Stuttgart. Dennoch – obwohl die beiden sich tiefe Geheimnisse offenbaren – bleibt eine Distanz, da Konradin zwar mehrmals in der Woche Gast bei Hans ist und seine Eltern kennenlernt, Hans aber lange Zeit nicht von Konradin nach Hause eingeladen wird. Die wenigen Male, wo Hans in das Haus von Konradin kommen darf, sind dessen Eltern nicht anwesend.

Auf Dauer lässt sich die Politik auch unter den Schülern nicht ignorieren und treibt einen Keil zwischen die beiden. Als Hans eine Aufführung von Fidelio besucht und auf die Familie Hohenfels trifft, ignoriert sein Freund ihn wie einen Fremden. Hans erfährt, dass der Antisemitismus von Konradins Mutter der Grund dafür ist, dass er als Jude nie in ihrer Gegenwart nach Hause eingeladen wird. Als die antisemitische Hetze zunehmend auch in der Schule aufkommt und Hans von Mitschülern drangsaliert wird, ignoriert Konradin dies schweigend. Die Verabredungen zwischen Hans und Konradin werden seltener und hören schließlich ganz auf. So wird allmählich eine echte Freundschaft – stellvertretend für viele Millionen anderer – unwiederbringlich zerstört.

Auf Initiative seiner Eltern emigriert Hans im Januar 1933 zu Verwandten nach New York. In einem Abschiedsbrief schreibt Konradin, dass er vor kurzem mit seiner Mutter eine Rede Adolf Hitlers besucht habe und dieser hoffentlich Deutschland vor der Kommunisten retten könne. Konradin endet seinen Brief damit, dass er Hans alles Gute wünscht, und drückt seine Hoffnung aus, dass Hans in einigen Jahren wieder nach Deutschland zurückkehren könne. Der Kontakt zwischen den beiden reißt ab. Die Eltern von Hans wollen nicht emigrieren und bleiben zurück, werden zunehmend entrechtet und begehen schließlich Suizid.

Die Erzählung endet etwa 30 Jahre später: Hans lebt inzwischen als Familienvater und Anwalt in New York, er versucht seine deutsche Vergangenheit möglichst zu verdrängen. Überraschend erhält er von seiner ehemaligen Schule die Bitte, für eine Tafel zum Gedenken an die Kriegsopfer des Gymnasiums zu spenden. Eine beigefügte Liste zeigt Hans, dass mehr als die Hälfte seiner Klassenkameraden gefallen sind. Er zögert zunächst unter dem Buchstaben „H“ nachzuschauen, doch schließlich findet er den Eintrag „Hohenfels, Konradin, beteiligt am Attentat auf Hitler. Hingerichtet“.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_wiedergefundene_Freund


Organisation: Verein Il teatro delle quisquilie