Magischer Realismus - Die Ausstellung ist bis zum Ostermontag geöffnet

Der Zauber in der italienischen Malerei der zwanziger und dreißiger Jahre. Kuratiert von Gabriella Belli und Valerio Terraroli

Ausstellung , Kunstausstellung

Die Ausstellung im MART fügt sich in eine vom Museum in den letzten Jahren bewusst vertiefte Suche ein. Realismo Magico führt die 2016 mit der Ausstellung I pittori della luce. Dal Divisionismo al Futurismo (dt.: Die Maler des Lichts. Vom Divisionismus zum Futurismus) begonnene Auseinandersetzung fort, auf die die große anthologische Ausstellung über Umberto Boccioni zu seinem hundertjährigen Jubiläum folgte. 2017 führen weitere zwei Ausstellungen diese Überlegungen weiter: Un’eterna bellezza.Il canone classico nell'arte italiana del primo Novecento (dt. Ewige Schönheit. Der klassische Kanon in der italienischen Kunst im frühen 20. Jahrhunderts) und schließlich Realismo Magico (dt. Magischer Realismus).

Die Analyse der Künstlergruppe „Novecento“, deren Wurzeln in einigen bedeutsamen Fällen auf das 19. Jahrhundert zurückreichen, ist von grundlegender Bedeutung, um die italienische und europäische Geschichte kennenzulernen und zu verstehen. Sie wirft Licht auf die Auswirkungen der Kriegsgeschehnisse und der schnellen gesellschaftlichen Veränderungen Anfang des Jahrhunderts auf die Wahrnehmung und Erzählung der Realität.

Über 70 ausgestellte Werke aus prestigevollen öffentlichen und privaten Sammlungen beschreiben eine bedeutsame, an die politischen und kulturellen Ereignisse gebundene Parabel der Kunst.

Im schwierigen Klima der ersten, harten Nachkriegszeit konfrontieren sich europäische Künstler mit ihren eigenen Ernüchterungen und in einem neuen, aber alles andere als einfachen Umfeld. Nach dem Dynamismus der historischen Avantgarden setzt sich zwischen den Zwanziger- und Dreißigerjahren eine Kunsttendenz durch, die sich durch die Rückgewinnung der malerischen und bildhauerischen Tradition auszeichnet, aber zugleich auch Erbe der vom Konflikt begrabenen Auseinandersetzungen ist.

Maurizio Fagiolo dell’Arco schrieb vor ungefähr dreißig Jahren: „Die Angst vor Kubismus, Fauvismus, Futurismus und Expressionismus hat sich in eine existentielle Angst verwandelt. Jetzt gilt es, in den Trümmern zu graben, für einen Moment inne zu halten und nach einigen Bezugspunkten zu suchen.“ In einem Klima der Rückgewinnung wird der in die Vergangenheit gerichtete Blick Instrument, um neue Erzählungen der Gegenwart zu entwerfen.

Der 1925 vom Kritiker Franz Roh in einem berühmten Essay über die zeitgenössische Malerei verwendete Begriff „Magischer Realismus“ ist schon in sich selbst ein Widerspruch, der sofort die undefinierbare und unruhige Seele der dieser Strömung angehörenden Künstler erahnen lässt. Es dominieren Malereien mit realistischer Präzision erarbeiteten schwebenden und surrealen Atmosphären. Die Realität ist tatsächlich Ausgangspunkt einer idealen Metamorphose, die sich durch Vorstellungskraft und Verwunderung bewegt, und sich dabei nicht nur auf die reine Darstellung beschränkt, sondern einen Seelenzustand zum Ausdruck bringt. Das Erstaunen, die Spannung, die Erwartung, die in der unsichtbaren Welt der Empfindungen existieren, transponieren und durchdringen Gegenstände, Formen und Menschen. Klare Umrisse und solide Volumina kontrastieren nicht mit der Intensität der Magie der ausgestellten Gemälde verschiedener Künstler, darunter Cagnaccio di San Pietro, Antonio Donghi, Felice Casorati, Ubaldo Oppi, Achille Funi und Carlo Levi.Neben den bekanntesten Interpreten finden sich einige in lokalen Realitäten wie die venezianische, triestinische, turinische und römische Kunst tätige Künstler, was die transversalen Themen und Stilrichtungen bestätigt, auf die die italienische Erfahrung dieser Jahrzehnte konvergiert. Darunter Mario und Edita Broglio, Leonor Fini, Arturo Nathan, Carlo Sbisà, Gregorio Sciltian, Carlo Socrate und Cesare Sofianopulo.

Der Ausstellungsrundgang befasst sich mit den interpretativen Neuerungen des Realismo Magico im Vergleich zu einigen Genres der traditionellen Malerei. Hierbei handelt es sich, nach der bedeutsamen, von Maurizio Fagiolo dell’Arco zwischen 1988 und 1989 in der Galleria dello Scudo in Verona kuratierten anthologischen Ausstellung, um das erste Projekt dieser Art.

Die Leseweise der Kuratoren des aktuellen Projekts ermöglicht eine noch weitreichendere Sicht auf den Realismo Magico. Teil der Ausstellung sind auch Metaphysiker oder Mitglieder der Künstlergruppe Novecento. Durch das Aufheben einiger definierter Grenzen präsentiert die Ausstellung das Werk jener Maler, die in einem bestimmten nationalen und historischen Kontext die Realität sublimierten. Man konzentriert sich mit einer weitreichenden Sichtweise auf die Bedürfnisse, auf die Sicht, auf die Methode und auf die Gegebenheiten der Kunstgeschichte. Die Ausstellung analysiert so einen historischen Kontext und seine Ableitungen und untersucht die Komplexität der Inspirationsquellen und die verschiedenen, italienischen Tendenzen.

Quelle: http://www.mart.tn.it