Robert Musil im Fersental

Bereits der erste Blick, den Robert Musil von Pergine aus auf das Fersental wirft, beeindruckt ihn nachhaltig. Die Altertümlichkeit, die Abgeschiedenheit und die einzigartige Landschaft erwecken in ihm das noch nie erlebte Gefühl, sich in einer Zauberwelt zu befinden.

Robert Musil diente als Leutnant und Oberleutnant. Im September 1914 wurde er der Südfront – anfangs dem Stilfserjoch und dann Levico – zugeteilt. Am Tag vor dem Kriegseintritt Italiens, am 23. Mai 1915, war er im Subrayon

Palai stationiert, wo er bis Ende August verblieb. Im Herbst 1915 wurde er mit Kommandoaufgaben in das Werk Colle delle Benne in der Nähe des Levico-Sees und in das Werk Tenna am Caldonazzo- See entsandt.

Er kämpfte an verschiedenen Kriegsschauplätzen vom Isonzo bis ins Ampezzo- Gebiet und dann erneut im Suganertal. Als er erkrankte, wurde er in das Militärkrankenhaus in Prag eingewiesen. Dort begegnete er dem damals noch unbekannten Schriftsteller Franz Kafka. Von Mai 1916 bis April 1917 wurde Musil in Bozen mit der Redaktion der Tiroler Soldatenzeitung beauftragt. Bis Ende 1917 diente er in Postumia. 1918 arbeitete er im Wiener Kriegspressequartier in der Redaktion der Militärzeitschrift Heimat.

Bereits der erste Blick, den Robert Musil von Pergine aus auf das Fersental wirft, beeindruckt ihn nachhaltig. Die Altertümlichkeit, die Abgeschiedenheit und die einzigartige Landschaft erwecken in ihm das noch nie erlebte Gefühl, sich in einer Zauberwelt zu befi nden. Die ambivalente Anziehungskraft, der Genius Loci des Tales, entspringt nicht einfach seiner Märchenhaftigkeit, sondern eher der Magie und dem vom ihm ausgehenden Bann, der in die Orientierungslosigkeit führen und zum Verhängnis werden kann, wie es auch tatsächlich der Hauptfigur

der Novelle widerfahren ist. Das Fersental erweist sich für Musil beinahe als Schicksalsort und mit Sicherheit eine für einen Schriftsteller interessante Gegend. Die drei Monate die Musil im Fersental verbringt, helfen ihm, eine schwere emotionale und kreative Krisenzeit zu überwinden und seine literarische Tätigkeit wieder aufzunehmen. Diese Zeit bringt auch in seinen Werken einen markanten Wendepunkt mit sich.

Literarischer Parcours „Musil en Bersntol“

cartina Musil en Bersntol.pdf 5,95 MB

percorso letterario Musil en Bersntol

Der österreichische Schriftsteller Robert Musil war im Jahr 1915 drei Monate lang als Leutnant der österreichisch- ungarischen Armee im Fersental stationiert.

Während dieser Zeit hielt er in seinem Tagebuch interessante Notizen fest, die ihn später dazu bewegten, die in Palai im Fersental angesiedelte Novelle „Grigia" zu schreiben. In Palai im Fersental und in seiner näheren Umgebung wurde ein literarischer Parcours eingerichtet, der sich über Orte erstreckt, die er in der Novelle beschrieb oder an denen er sich persönlich aufhielt und portraitiert wurde. Der Parcours führt den Besucher sowohl durch die reellen Landschaften, an denen Musil gegenwärtig war, als auch durch die metaphorischen, vom Schriftsteller als Ausdruck eines inneren Zustandes des Menschen beschriebenen Landschaften. Der literarische Parcours ist mit einer Sonderbeschilderung gekennzeichnet und frei begehbar. Außerdem steht ein Ausstellungsführer mit detaillierten Erläuterungen und Originalzitaten zur Verfügung.

 

Biografie

Robert Musil (Klagenfurt, 1880 – Genf, 1942).

Nachdem er die Offizierslaufbahn abgebrochen hatte, promovierte Musil zuerst als Ingenieur und später in Berlin als Doktor der Philosophie. 1906 veröffentlichte er sein erfolgreiches Erstlingswerk Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Im Jahr 1911 heiratete er Martha Heimann. Mit ihr lebte er zwei Jahre in Wien und sodann in Berlin. Diese beiden Städte bedeuteten ihm auch nach dem Krieg sehr viel. Nach dem Drama Die Schwärmer und der Sammlung Drei Frauen, in der auch Grigia erneut veröffentlicht wurde, erschienen in den Dreißiger Jahren die beiden ersten

Teile seines unvollendeten Romans Der Mann ohne Eigenschaften. 1938 zog er freiwillig ins Exil in die Schweiz.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte BKI, www.bersntol.it; e-mail kultur@kib.it; tel 0461 550073

Quellen: Alessandro Fontanari – Gelehrter von Robert Musil ist mit Massimo Libardi Kurator der Ausstellung  "Robert Musil. La vita e l'opera" (2012)  und  www.bersntol.it  


13.03.2015