Lauf Junge lauf

Filmprojektion von Pepe Danquart

Kino

Der knapp neun Jahre alte Srulik ist das jüngste von fünf Kindern eines polnischen Bäckers aus Błonie. Seine jüdische Familie wird während des Zweiten Weltkrieges in dem etwa 25 Kilometer östlich liegenden Warschauer Ghetto interniert. Ihm gelingt im Sommer 1942 mit dem Beginn der Massendeportationen die Flucht aus dem Ghetto, indem er sich auf dem Pferdegespann eines polnischen Bauern versteckt, der Abfälle aus dem Ghetto abtransportiert.

Srulik flüchtet in die Wälder der Puszcza Kampinoska vor den Toren Warschaus. Fortan ist er ohne seine beiden Brüder, seine beiden Schwestern und seine Eltern auf sich allein gestellt. Er lebt von dem, was er in den Wäldern sammeln und fangen oder von den Feldern und Höfen der umliegenden Bauernhöfe stehlen kann. Es gelingt ihm sich einer Gruppe von Kindern anzuschließen, die sich ebenfalls in den Wäldern verstecken, in die sich die deutschen Soldaten aus Angst vor polnischen Partisanen nur selten vorwagen. Als die Kinder jedoch auf deutsche Soldaten treffen, verliert Srulik den Anschluss an die Gruppe.

Eines Tages sucht Srulik auf der Flucht vor der Gestapo unter einer Brücke Schutz. Dort trifft er auf seinen Vater, der ebenfalls vor den deutschen Soldaten auf der Flucht ist. Von seinem Vater, der den Ernst der Situation erfasst und Angst um das Leben seines Sohnes hat, erhält Srulik eine eindringliche Aufforderung. Er beschwört seinen Sohn, dass dieser den Krieg überleben müsse. Dafür müsse er seine Herkunft leugnen, seinen Namen ablegen und seinen Glauben verheimlichen. Er solle alles daran setzen, um zu überleben, aber tief im Inneren niemals vergessen, dass er Jude sei. Als Srulik bestätigt alles verstanden zu haben, was sein Vater von ihm verlange und vorschlägt, sich ab sofort Jurek Staniak zu nennen, fordert der Vater ihn auf, Zuflucht in den Wäldern zu suchen, indem er laufen solle ohne stehen zu bleiben oder sich umzudrehen. Als Srulik losrennt, verlässt auch sein Vater das Versteck unter der Brücke, um in die entgegengesetzte Richtung auf das freie Feld hinaus zu flüchten und die Aufmerksamkeit der deutschen Soldaten auf sich zu lenken. Die Soldaten eröffnen das Feuer auf Sruliks Vater, der tödlich getroffen auf dem Acker zu Boden geht, während Srulik auf der anderen Seite der Brücke unentdeckt die schützenden Wälder erreicht.

Um in dem strengen Winter 1942/43 nicht zu erfrieren, beschließt Srulik bei einem Bauernhaus anzuklopfen und um Hilfe zu bitten. Vor der Tür bricht er zusammen. Von der alleinstehenden polnischen Bäuerin Magda Janczyk, deren Mann und Söhne sich den Partisanen angeschlossen haben, wird Srulik aufgenommen und gesund gepflegt. Als er nach mehreren Tagen fiebriger Träume erwacht, fragt sie ihn, wie er heiße. Srulik, der als Vornamen die Koseform des Namens Israel[4] trägt, gibt sich als Jurek Staniak aus, da er Angst hat, als Jude erkannt und erneut ins Ghetto gebracht zu werden. Magda Janczyk durchschaut ihn, schließt ihn jedoch in ihr Herz und hilft ihm daher, eine neue Identität glaubhaft einzustudieren: Er sei ein katholischer Waisenjunge, der seine Eltern in den Wirren des Krieges verloren habe. Dazu bringt sie ihm christliche Gebete bei und schenkt ihm eine Kette mit einem Kreuz als Anhänger sowie einen Rosenkranz. Magda Janczyk drängt Srulik, sich nicht am Fenster und außerhalb des Hauses zu zeigen. An einem Wintermorgen entdeckt sie Fußspuren rund um ihr Haus und vermutet, dass Srulik entdeckt worden sei. Sie stattet ihn mit warmer Kleidung aus und schickt ihn mit der Aufforderung weg, bei anderen Bauern um Arbeit für eine Mahlzeit zu bitten und weiterzuziehen.

Srulik befolgt ihre Ratschläge und trifft auf eine hilfsbereite Bauernfamilie, die riskiert, ihm Arbeit und Unterkunft zu gewähren. Mit den anderen Jungen des Hofes verlebt er eine ruhige Zeit: Er wird in die Hoffamilie integriert und macht sich mit vielen Arbeiten nützlich. Eines Tages wird von einem Jungen sein beschnittenes Glied wahrgenommen. Um nicht denunziert und an die Deutschen ausgeliefert zu werden, zieht er mit einem Hund, den er in seiner Zeit auf dem Hof gesund gepflegt hat, wieder in die Wälder. Von Partisanen wird der Hund eher beiläufig erschossen, für Srulik ist das ein tiefer Verlust. Auf seiner weiteren Flucht trifft er auf polnische Bauern, die vorgeben, ihm helfen zu wollen und schließlich an die Gestapo übergeben, um eine Belohnung zu erhalten. Srulik wird in einem kleinen SS-Lager eingesperrt. Beim Verhör durch einen SS-Offizier vermutet dieser, dass der beschnittene Junge ein Jude sei. Srulik versichert glaubhaft, dass es sich um keine religiöse Beschneidung handelt, sondern um einen notwendigen, chirurgischen Eingriff infolge einer Entzündung. Der SS-Offizier ist beeindruckt von der Intelligenz, mit der der Junge geschickt um sein Leben feilscht, entscheidet sich aber dennoch dafür, ihn zu töten. Bevor es dazu kommt, gelingt Srulik die Flucht über die Dächer des SS-Lagers zurück in die Wälder. Dort hält er sich, wie er es von seinem Vater gelernt hat, im Wasser auf, um die Hunde abzuschütteln, mit denen sich die Soldaten an seine Fersen geheftet haben. Schließlich geben die Soldaten die Suche nach dem Jungen auf, dessen Spur sie in den Sümpfen verloren haben.

Bei einem der nächsten Höfe, die Srulik anläuft, um nach Arbeit zu fragen, trifft er erneut auf ebendiesen SS-Offizier, der der Geliebte der Gutsbesitzerin, Frau Herman, ist. Er behauptet, der Junge gehöre eigentlich ihm, er würde jedoch seine Ansprüche nicht geltend machen, sondern schenke ihn seiner Geliebten. Auf diesem Hof ist Srulik bei der Getreideernte tätig. Während der Ernte gerät er mit seinem rechten Arm in eine Dreschmaschine, die ihm die Hand zerquetscht. Er wird ins Krankenhaus gebracht und für die Operation vorbereitet. Doch als der Chirurg sieht, dass Srulik beschnitten ist, weigert er sich, die Operation durchzuführen. Stattdessen wird Srulik in einem Bett auf dem Flur des Hospitals liegengelassen. Als der Chefarzt am folgenden Tag den Jungen sieht, ist er erschüttert und nimmt den Eingriff selber vor. Zu diesem Zeitpunkt ist es ihm jedoch nicht mehr möglich, die Hand des Jungen zu retten, so dass er ihm den rechten Arm auf Höhe des Ellenbogens amputieren muss.

Als Srulik nach der Operation erwacht, ist er entsetzt und sein Lebenswille scheint verschwunden zu sein. Die nächste Zeit wird zur Herausforderung für die Nonnen, die ihn pflegen. Erst die Besuche der Gutsherrin können ihn ein wenig aufheitern. Als deren Geliebter versetzt wird und nicht mehr für Sruliks Sicherheit garantieren kann, verhilft sie ihm zur Flucht.

Erneut sucht er nach Arbeit für Mahlzeiten und Übernachtungsmöglichkeiten, muss aber feststellen, dass ihm der nun fehlende Arm im Wege steht, um als Arbeitskraft angeheuert zu werden. Stattdessen setzt er auf die Hilfsbereitschaft der gläubigen Landbevölkerung und schmückt seine erlebte Geschichte immer weiter aus, um Nahrungsmittel zu erhalten.

Als er merkt, auf diese Weise nicht überleben zu können, wendet er sich erneut an Magda Janczyk. Sie gewährt ihm Einlass in ihr Haus, muss ihn allerdings verstecken, als Soldaten der SS ihr Haus durchsuchen. Nachdem sie Srulik nicht finden, setzen sie Magdas Haus sowie die umliegenden Gebäude des kleinen Dorfes in Brand. Srulik überlebt versteckt unter dem Bretterboden des Kellers. Magda befreit ihn aus den Trümmern ihres Hauses und gibt ihm den Rat, sich fortan in östlicher Richtung zu bewegen, in der Hoffnung, die heranrückende russische Armee erreichen zu können.

Nach fast drei Jahren auf der Flucht erreicht er den Hof der Familie Kowalski. Der Schmied gibt ihm Arbeit und schmiedet ihm Werkzeuge, mit deren Hilfe er seine Arbeiten auch einarmig verrichten kann. Er zeigt ihm nicht nur, dass Srulik auch ohne zweiten Arm vollwertige Arbeit leisten kann, sondern gibt dem inzwischen Zwölfjährigen ein neues Zuhause, indem er ihn in seine Familie aufnimmt. Endlich kommt Srulik nach der langen Flucht zu Ruhe und er kann nach der ihm geraubten Kindheit zusammen mit der Tochter des Schmieds wieder Kind sein.

Nach dem Ende des Krieges wird der Hof der Kowalskis von Mosche, einem Vertreter eines jüdischen Kinderheims, aufgesucht, der im Land verstreute jüdische Waisenkinder sucht. Diese sollen zunächst in ein Warschauer Waisenhaus gebracht werden, um später nach Israel umzusiedeln. Srulik ist inzwischen gänzlich in seiner neuen Identität als katholischer Jurek Staniak aufgegangen. Entsprechend sieht er in Mosche einen Eindringling, der ihn aus seiner neuen Familie und zweiten Heimat zu reißen versucht. Srulik wird für Mosche erst in dem Moment zugänglich, als dieser mit ihm in jiddischer Sprache zu reden beginnt. Daraufhin wird Srulik bewusst, dass er seinem Vater versprochen hat, niemals zu vergessen, dass er Jude sei.

Schließlich willigt Srulik ein, Mosche in ein neues Leben zu begleiten, in dem er seine lebensrettende Identität des Jurek Staniak ablegen und wieder Srulik sein kann. 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lauf_Junge_lauf