IN BLAU, ROT UND SILBER. Die Sprache der Heraldik und der Archivkasten der Wolkenstein

Ausstellung

Mittelpunkt der Ausstellung ist ein besonderer Kasten, ein ausgefallener und seltener Aufbewahrungsschrank aus dem Besitz der Grafen Wolkenstein-Trostburg, ein aus Südtirol stammenden und auch im Trientner Gebiet stark verwurzelten Adelsgeschlechts.

Der Schrank gehört zum historischen Hausgut dieser Familie, welche eine kostbare Gemäldesammlung mit Werken vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, Mobiliar und Hausrat umfasst. Der zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf Wunsch von Graf Engelhard Dietrich von Wolkenstein angefertigte Schrank ist in eine Reihe von Fächern und Schubladen unterteilt, die mit den Wappen der Familien verziert sind, die durch eine gezielte Allianzpolitik mit der mächtigen Tiroler Familie verbunden sind. Er bietet Anlaß, mehr über die Familiengeschichte sowie den historischen und kulturellen Kontext zu erfahren, die durch ihn zum Ausdruck kommen, sowie sich mit den Ausdrucksformen der Heraldik zu beschäftigen, eine althergebrachte Sprache voller Symbolik, die es zu entdecken gilt.

Die Grafen von Wolkenstein zählen zu den ältesten Häusern des Tiroler Adels. Bereits um die Mitte des 12.Jahrhunderts in Villanders bezeugt, erwerben sie 1293 jene Burg bei Wolkenstein in Gröden, von dem sich ihr Name ableitet. Nachdem sie 1385 durch die Heirat mit Katharina, Tochter und Erbin von Eckhard von Vilanders-Trostburg, ihren Sitz auf die Trostburg oberhalb von Waidbruck verlegt hatte, teilt sich die Familie Anfang des 15. Jahrhunderts in die beiden noch heute blühenden Linien der Wolkenstein-Trostburg und der Wolkenstein-Rodenegg, die 1476 in den Freiherrn- und 1630 bzw. 1633 in den Grafenstand erhoben werden. 

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts teilt sich die Linie Trostburg in weitere Zweige ab: den von Engelhard Dietrich - der seinen Sitz im ursprünglichen Schloss beibehält - einen Meraner, einen Bozner (Burg Rafenstein) und einen Trentiner, mit Stammvater Kaspar I., der 1666 von den Madruzzo Schloss Toblino erbt. Beim Aussterben dieses letzten Zweiges 1826 wird ihr Vermögen vom Trostburger Zweig geerbt, der im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die gesamte Kunstsammlung nach Schloss Toblino zusammenführt. Schließlich wird diese nach einer bewegten Übergangsphase von der Autonomen Provinz Trient erworben und dem Museum Buonconsiglio anvertraut. Das Familienarchiv geht hingegen an die Autonome Provinz Bozen über.

Die um Mitte des 12. Jahrhunderts von den Herren von Kastelruth errichtete Trostburg wird 1385 nach mehreren Eigentumswechseln zum Hauptsitz der Wolkensteiner, bis sie 1967 an das Südtiroler Burgeninstitut übergeht.
Unter Engelhard Dietrich wird die ursprüngliche mittelalterliche Burg zwischen dem Ende des 16. Jahrhunderts und den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zu einem raffinierten Wohnsitz im Stil der Spätrenaissance umgebaut.

Die Arbeiten betreffen den Innenhof, die Aufstockung des Bergfrieds, die Wohnräume, aber auch die Modernisierung der Verteidigungsanlage und den Bau einer neuen Kapelle. Dazu kommen weitere Eingriffe, um das Ansehen der Familie und ihren Aufstieg im Laufe der Jahrhunderte zu repräsentieren: Nicht nur eine Bibliothek und eine Ahnengalerie werden eingerichtet, sondern auch das Mobiliar wird erneuert und mit einigen wertvollen Möbelstücken ergänzt. Aus denen sticht der kostbare Archivschrank hervor, der mit seinen Wappen die progressive Konsolidierung der dynastischen Macht des Hauses und seine Ehebündnisse in der Region offenbart.

Quelle: https://www.buonconsiglio.it/index.php/de/Buonconsiglio-Castle/exhibitions/Calendar/SKY-BLUE-RED-AND-SILVER.-The-language-of-heraldry-and-the-Wolkenstein-cabinet