Vasco Pratolini: seine Aufenthalte in den Sanatorien Villa delle Rose und Villa Bellaria von Arco.

"Es ist ein Tagebuch, in welchem ich meine  unvergesslichen Ereignisse und jene meiner Kameraden notiere, für den Moment indem  ich ankommen werde und die Hand geben, welche bleiben.

Vasco Pratolini (Florenz, 1913 - Rom 1991) war einer der größten Vertreter des Neorealismus der Zweiten Nachkriegszeit. Seine Romane – wir erinnern Cronaca familiare (1947), Cronache di poveri manti (1947), Metello (1955)   - bedeuteten fast einen Kult für die Generation, welche zwischen den vierziger und sechziger Jahren geboren wurden und bezeugen in wirksamer Weise das soziale und kulturelle Klima jener Zeit. Pratolini verbrachte einige Zeit,  zwischen den Jahren 1935 und 1936  in Arco in den Sanatorien Villa delle Rose und Villa Bellaria. Er erzählt von den Monaten seiner Krankheit, gesammelt in einigen Seiten des Tagebuches Diario sentimentale, vor allem in den Kapiteln Gli uomini che si voltano, il Diario di Villarosa e il Taccuino del convalescente. "Es ist eine schöne, kleine, rosafarbende Villa, mit einem Garten und einem Becken, eine  große Zeder, eine Veranda, Terrassen und einem kleinen Turm, umgeben von Bergen sowie ein See“  - kommentiert er -. Es wird entschieden. Haben die Ärzte Recht oder ich. Ich, natürlich. Ich habe alles bei mir, was ich besitze: ein Anzug, einen Schlafanzug,  wenig Unterwäsche,  37  Lire und drei Bücher: Leopardi, Ungaretti und der Capofabbrica von Bilenchi. Auf Wiedersehen Mädchen, Freunde, Krieg, falls es einen Krieg geben sollte... Ungaretti, Gott, es  ist noch nicht Zeit für mich zu sterben." Er ist gerade zwanzig, als ihn die Krankheit    ins Sanatorium zu gehen zwingt, welches er das "Land von Segantini" nennt und   heute noch ein Pflegeort“ ist." Sofort später erwähnt er einen anderen Künstler, zu welchem er seine Sensibilität  hingezogen fühlt: "Ein Maler, meinem Herzen sehr nah, ist gestorben: Scipione [...] Das Sanatorium wo wir uns aufhielten, befand sich fünfzig Meter vomSanatorium entfernt, wo Scipione starb. Beide Gebäude waren isoliert, in einer Allee außerhalb des Dorfes, eingezäumt, eine Hälfte von einem Gitter und die Andere von einem  Metalldraht. Zwischen der Allee und der bewohnten Ortschaft das Land und die Eisenbahn: auf der hinteren Seite ein Weg, welcher auf dem Berggipfel führte zu einem alten, baufälligen Schloss  […]. Sichtbar, unter diesem Licht zeigt sich der Gardasee jenseits des Landes und des bewohnten Dorfes, weit weg, wo sich der Pfiff des Zuges verlor“. Es fehlt auch nicht die Mitteilung  des "gegenüberliegender Horizont“ die des Vittoriale, wo Pratolini sich D'Annunzio vorstellt altersschwach und grossartig,  eingemauert wie sein Schiff“ . Und in der Tat, war  Leben von Gabriele d'Annunzio zu jener Zeit abgeschirmt vom Lärm und  dem öffentlichen Leben. Zurückgezogen und krank (er starb im Jahre 1938) schwerlich verliess er seine Villa von Gardone. Sein letztes großes Werk bestand aus den Versen in Stein und Marmor. Im Tagebuch Diario sind auch einige Anekdoten über die Stadt von Arco notiert: der "große Hunger" der Menschen,  welche solange stehen und auf die Kantinenreste unseres Sanatoriums warten.  Es kommen nicht nur Alte oder Landstreicher, sondern vor allem Junge, Frauen mit Kindern an der Brust oder am Rock. Sie  warten alle an der hinteren Dienstbotentür“. Es sind nicht viele  Vertiefungen, welche der Schriftsteller seinem Gesundheitszustand widmet: "Ich zerriss alle Seiten, in welchen ich mich an Überlegungen meiner Krankheit gehen liess  -  notiert er. Man redet schon genug, alle wenig oder viel, Nacht und Tag, wem nützt dieses? [...]. Es ist ein Tagebuch, in welchem ich meine  unvergesslichen Ereignisse notiere  und die meiner Kameraden, für den Tag an dem ich ankommen werde und ich die Hand drücken, denjenigen wer bleibt.

 

Für diejenigen, welche das Thema vertiefen möchten, schlagen wir folgendes vor: Arco nel romanzo non scritto di Vasco Pratolini (Grafica 5, collana Emersioni, 2013) von Marta Marri Tonelli.

Redaktion

28.04.2015