Adlerturm

[ “© Castello del Buonconsiglio, Trento”]

Man erreicht ihn, wenn man dem Wachrundgang entlang der östlichen Mauern des Schlosses folgt. Auf Initiative von Bischof Georg von Liechtenstein wurde er Ende des IV. Jahrhundert stark umgebaut. Er veränderte das antike Gebäude indem er den Turm aufstocken und die Seite in Richtung Stadt zubauen ließ, wodurch er im Inneren einige Räume zum Privatgebrauch gewann, fern von den Räumen mit militärischer Funktion oder Repräsentationsaufgaben des Castello del Buonconsiglio.

Im Hauptsaal, im zweiten Stock, sind die Wände mit dem berühmten Kalenderzyklus dekoriert, dargestellt in Kassettenbildern, die von schmalen kleinen Säulen begrenzt werden, jedoch nie die Aufeinanderfolge der Monate und das Verfliesen der Zeit im Wechsel der Jahreszeiten unterbrechen.

Diese Fresken stellen, insbesondere in Bezug auf das Trentino, eines der seltensten und kostbarsten figurativen Zeugnisse des ökonomischen und sozialen Lebens zwischen dem Ende des IV. und dem Beginn des nachfolgenden Jahrhunderts dar. Denn sie zeigen sowohl den Zeitvertreib der Schicht der Adligen als auch die Arbeit der Bauern, die sich je nach Jahreszeit auf den Feldern zu schaffen machen. Der Wechsel in der Natur wird mit sensibler Wahrnehmung beschrieben: die nackte und verschneite Landschaft im ersten Monat des Jahres verwandelt sich im Frühling mit üppiger Vegetation; die Sommermonate stellen den Höhepunkt der bäuerlichen Tätigkeit dar, während rund um die Bäume im Monat November das welke Laub den Boden bedeckt.

Die außergewöhnliche Sorgfalt bei den Details zeigt sich auch in der Beschreibung der Kleidung: reich und vielfarbig bei den Adligen, deren Kleidung die typischen Merkmale der zeitgenössischen Mode erkennen lässt, einfach und bescheiden bei den Bauern und Handwerkern. Die verschiedenen Tätigkeiten sind realistisch wiedergegeben: das Pflügen, die Weinlese, die Aussaat und das Holzsammeln ebenso wie die Spiele im Freien, die Turniere, die Spaziergänge und die Jagd.

Der Urheber dieses faszinierenden Bildzyklus, wahrscheinlich jener Meister Wenzeslaus, der in Trient im Zusammenhang mit dem Bischof 1397 bezeugt ist, vielleicht in Verbindung mit der Herkunft des Auftraggebers Georg von Liechtenstein, d.h. Mähren. Als Angehöriger einer alten mährischen Familie besaß der Bischof, feingeistiger Sammler von Kunstwerken und Buchliebhaber, ein Tacuinum Sanitatis, also ein illustriertes Nachschlagewerk der Medizin und der Botanik, aus dem der Maler Anregungen ziehen konnte, um das reiche natürliche Ambiente darzustellen, in dem die Szenen spielen. Die Fresken wurden vermutlich gegen Ende des IV. Jahrhunderts gemalt, auf jeden Fall bis 1407, als der Bischof infolge eines Aufstands eingesperrt und aus Trient weg gebracht wurde.

 

Quelle: www.buonconsiglio.it

Besichtbar: Ja | Geeignet für: Erwachsene - Wissenschaftler - Schulen

Öffnungszeiten

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

Von Museo Castello del Buonconsiglio - Monumenti e collezioni provinciali